Mein Leben als Adult-Webmaster, Teil 4: A New Hope :)

Irgendwie lief es mit den Werbeeinnahmen nicht mehr so großartig, und auch die Einnahmen aus Softwareentwicklungsaufträgen flossen immer spärlicher; dem standen dafür immer unverschämtere Forderungen von Finanzamt, Sozialversicherung und laufenden Krediten gegenüber. Als mir die Bank schließlich einen großen Kredit fällig stellte und das Finanzamt mich pfänden ließ (zum Glück konnte ich ihnen glaubhaft machen, daß ich meinen Computer zum Arbeiten brauchte) und ich kein „Familiensilber“ mehr zu veräußern hatte (einige recht gut eingeführte Domains, die ich nicht mehr wirklich benötigte, hatte ich bereits vorher verkauft), beschloß ich – unterstützt von meiner Frau und deren Mutter – auf die Bremse zu steigen, die Selbständigkeit zu verlassen und mir einen Job zu suchen.

Wieder kam mir Wolfgang, der Chef von Internet Online Dienste (die Firma existiert inzwischen nicht mehr), zur Hilfe. Ich hatte ja in den Jahren zuvor bereits einiges an Software für ihn geschrieben und kannte seine Systeme mittlerweile ziemlich gut, was lag also näher, als gleich fix für ihn zu arbeiten. Die fixe Anstellung ermöglichte mir endlich, meine Finanzen wieder halbwegs auf Kurs zu bringen und so auch meine Webseiten weiter betreiben zu können, zumal auch der einsetzene Boom von Amateur-Sex-Portalen wie PrivatAmateure oder MyDirtyHobby (um nur einige zu nennen, weitere entsprechende Angebote gibts auf meiner Seite „Amateursexzentrale“) mir wieder ein ansehnliches Zusatzeinkommen bescherte. Reich bin ich damit zwar bis heute nicht geworden, aber zumindest half und hilft es mir in nicht unerheblichem Maß, meine Schulden zu bezahlen, auch wenn ich leider noch lange nicht über dem Berg bin.

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Mein Leben als Adult-Webmaster, Teil 3: Liebe und Geld

Da hatte ich also übers Internet eine Frau kennengelernt, die nicht nur nichts dagegen hatte, daß ihr Mann zu Pornos wixte, sondern es sogar geil fand dabei zuzusehen. Für einen Nerd wie mich war das damals wie ein Sechser im Lotto, und genau den hätte ich auch gut brauchen können, denn der gemeinsame Urlaub und die darauffolgende Hochzeit sowie ein mehrmaliger Wohnungswechsel hatten ein ziemlich tiefes Loch in unsere Finanzen gerissen.

Dafür hatte ich in der gemeinsamen Wohnung endlich einen Internetanschluß per Kabel und konnte so auf meinen Webseiten Dinge realisieren, die zuvor unmöglich oder jedenfalls mit einem extrem großen Zeitaufwand verbunden gewesen wären. Meine Frau half mir ein neues (mittlerweile das dritte) Layout für „Einsames Vergnügen“ zu gestalten, und unsere gemeinsamen Fotos trugen auch dazu bei, weitere Besucher auf unsere Webseite zu bringen, die mittlerweile nicht mehr beim A.E.C. untergebracht war (mit dessen Betreiber ich mich kurz nach meiner Hochzeit etwas zerstritten hatte), sondern auf einem Server bei der Firma Internet Online Dienste, deren Chef zuvor ebenfalls eine Homepage beim Betreiber des A.E.C. hatte (deswegen hatten wir uns überhaupt kennengelernt), nun aber eigene Webserver für seine Erotik-Webseiten unterhielt. In den folgenden Jahren übernahm ich mehr und mehr die Betreuung seiner Webserver und steuerte auch einiges an Software bei, unter anderem ein einfaches Video-Chatprogramm, eine Bannertauschsoftware, eine Software zum Verschicken von Online-Grußkarten und noch ein paar weitere Kleinigkeiten.

Er war es auch, der mir finanziell aus der Patsche half, indem er mir meine Domain sexfuehrer.at für rund 20.000 Schilling (ca. 1.450 Euro) abkaufte. Derzeit befindet sich auf dieser Domain ein Erotik-Livecam-Portal. Auch die Domain eroticontact.at mußte ich schließlich verkaufen.

In den folgenden Jahren begann ich mehr und mehr von den Werbeeinnahmen meiner verbliebenen Webseite zu leben, während die Aufträge (ich war damals noch selbständiger Softwareentwickler) immer weniger wurden. Das reichte für einige Jahre gerade so aus, um über die Runden zu kommen. Bis im Jahr 2004 alles zusammenbrach…

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Mein Leben als Adult-Webmaster, Teil 2: Einsames Vergnügen

Irgendwann im Laufe dieser Zeit trat der Betreiber des A.E.C. an mich heran, ob ich nicht eine „verwaiste“ Webseite übernehmen wolle, deren bisheriger Betreuer anscheinend kein Interesse mehr daran zeigte. Es war dies eine Seite zum Thema „Masturbation“, und diese „geerbte“ Seite sollte der Urvater von „Einsames Vernügen“ werden.

Recht bald war mir das ursprüngliche Layout zu simpel, und ich begann das Konzept schrittweise zu erweitern. Es kamen Bildergalerien dazu, ein Diskussionsforum sowie ein Bereich für registrierte (und in späterer Folge auch zahlende) Mitglieder. Natürlich gab es da noch nicht den Komfort, den man heute von Web2.0-Communities gewohnt ist: Bilder für die Galerie erhielt ich etwa per eMail zugeschickt (was über eine 56K-Modemleitung manchmal extrem an den Nerven zehrte) und mußte sie manuell verkleinern, in meine HTML-Seiten einbauen und auf den Server hochladen. Zumindest für letzteres hatte ich ein einfaches Script geschrieben, um nur die geänderten Dateien übertragen zu müssen. Aber immerhin bekam ich ohne dafür zahlen zu müssen oder mich in alt.binaries.pictures.*-Newsgroups herumtreiben zu müssen massenhaft Nackt- und Sexbilder zugeschickt, auch wenn viele davon nur Männer oder männliche Geschlechtsteile zeigten, denn natürlich war der Großteil der Besucher Männer.

Aber zum Glück nicht alle.

Im Frühling 1999 bekam ich eine eMail (oder war es eine ICQ-Nachricht?) von einer Frau, die sich „Wetcat“ nannte und der das Bild meines Schwanzes ins Auge gestochen war, das ich damals prominent auf der Startseite von „Einsames Vergnügen“ platziert hatte. Nach einigen Chats in ICQ und dem bekannten Spin-Chat trafen wir uns Ende April das erste Mal, und nur 3 Monate später waren wir verheiratet (und sind es immer noch!)

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Mein Leben als Adult-Webmaster, Teil 1: Die frühen Jahre

Dieser Artikel erschien ursprünglich hier.

Meine erste Erotik-Webseite machte ich zu der Zeit, als ein 56K-Analogmodem für einen Normalanwender das höchste der Gefühle war; ISDN hatten damals nur sehr wenige, und DSL, UMTS oder WLAN existierten höchstens als Prototypen.

Man schrieb das Jahr 1995, und die Seite trug den Titel „Der österreichische Sexführer“. Anfangs mußte dafür noch mein Account bei der TU Wien herhalten, bis ich beim „Austrian Erotic Center“ damit Unterschlupf fand (dort existiert die Seite übrigens immer noch mit Stand 1999). Der „Sexführer“ war ein Verzeichnis der Bordelle, Nachtbars, Pornokinos, Peepshows usw. in Österreich (vor allem in Wien) und damals noch ziemlich einzigartig, denn die einzigen andere nennenswerten Informationsquellen waren „offline“-Produkte wie S.O.Z. („Sex Ohne Zensur“) oder der „Stadtplan für Männer“. Diese beiden Publikationen sowie die einschlägigen Kontaktanzeigen in „Kronen Zeitung“ und „Kurier“ waren anfangs auch meine hauptsächlichen Informationsquellen, da mein Studenten-Budget keine ausführlichen Recherchen zuließ. Erst mit steigendem Bekanntheitsgrad begannen die Betreiber der diversen Etablissements teilweise von sich aus auf mich zuzukommen, und auch die Werbeeinnahmen (die ich als Gegenleistung für den Webspace mit dem Betreiber des A.E.C. teilte) begannen langsam zu sprudeln, nicht zuletzt als auch einige Tages- und Wochenzeitungen den „Sexführer“ erwähnten.

Kurz danach begann ich mit der Entwicklung von „ErotiContact“, einer Seite für erotische Kontaktanzeigen. Auch diese läuft nach wie vor auf dem Server des A.E.C., sogar mein Originaldesign wurde zu einem großen Teil übernommen.

Da ich damals gerade mal HTML gestalten konnte und von Datenbanken keine Ahnung hatte, waren beide Seiten eine wilde Mischung aus teils händisch im Texteditor erstellten, teils von einem Delphi-Programm automatisch generierten Webseiten, die ich täglich manuell auf den Webserver hochladen mußte. Das waren Zeiten…

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